Compliance gelingt wenn die Unternehmenskultur stimmt

Von der Therapie zur Partnerschaft: Erfolgreiche Compliance in der Medizin

Compliance in der Medizin widmet sich der Frage, wie Patienten ihre Medikamenten- und Therapieanweisungen einhalten. Historisch betrachtet ist das Compliance-Problem so alt wie die Medizin selbst.

Bereits Hippokrates erkannte, dass Patienten oft nicht ehrlich über ihre Medikamenteneinnahme sind. Studien zeigen, dass die Compliance-Rate bei chronischen Krankheiten nur etwa 50 Prozent erreicht und die finanziellen Konsequenzen der Non-Compliance gravierend sind, mit bis zu 10 Prozent der Gesundheitskosten, die darauf zurückzuführen sind.

Compliance gelingt wenn die Unternehmenskultur stimmt

Zu Compliance-Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Compliance in der Medizin

Die medizinische Definition von Compliance bezieht sich auf die Übereinstimmung des Patienten mit den Therapievorgaben. Traditionell wird der Begriff jedoch kritisch betrachtet, da er ein überholtes Rollenverständnis zwischen Arzt und Patient widerspiegelt. Ein moderner Ansatz fordert, den Patienten aktiv in die Therapiegestaltung einzubeziehen, was die Eigenverantwortung stärkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Definition von Compliance erweitert und den Fokus auf das aktive Mitwirken der Patienten gelegt. Diese Perspektive ist auch für Corporate Compliance von Bedeutung.

Was ist Compliance?

Compliance bezeichnet die Bereitschaft der Patienten, aktiv an ihrer Therapie teilzunehmen. Die WHO definiert dies als das Ausmaß, in dem individuelles Verhalten mit medizinischen Empfehlungen übereinstimmt. Dies verdeutlicht die notwendige aktive Mitarbeit der Patienten für den Therapieerfolg. In meiner Podcast-Folge habe ich das Thema ebenfalls aufgegriffen.

Faktoren, die  Compliance beeinflussen

Die Compliance wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst:

  1. Information: Verständnis über Krankheit und Therapie führt zu höherer Compliance. Besonders bei chronischen Krankheiten sind Schulungen effektiv.
  2. Motivation: Verschiedene Aspekte beeinflussen die Motivation, z. B. positive Einstellung, Disziplin, Leidensdruck und Feedback durch den Arzt.
  3. Soziale und ökonomische Faktoren: Starke Unterschiede in der Compliance treten zwischen Geschlechtern und Altersgruppen auf, sowie in Abhängigkeit von sozioökonomischen Bedingungen wie Bildung und Arbeitsstatus.
  4. Versorgungsfaktoren: Ein gutes Verhältnis zwischen Arzt und Patient fördert die Compliance, während überlastete Gesundheitsdienste häufig hinderlich sind.
  5. Krankheitsfaktoren: Schwere der Erkrankung und persönliche Einschränkungen beeinflussen die Therapieadhärenz.
  6. Therapiefaktoren: Die Komplexität der Behandlung und vorherige Erfahrungen können die Compliance negativ beeinflussen.
  7. Emotionale Faktoren: Zweifel an der Diagnose oder Therapie können zu Non-Compliance führen, während positive Einstellungen die Adhärenz fördern.

Maßnahmen gegen Non-Compliance

Effektive Kommunikationsstrategien zwischen Arzt und Patient sind entscheidend für die Verbesserung der Compliance. Kommunikationsschulungen für Ärzte, die Nutzung elektronischer Erinnerungen und verständliche Informationsmaterialien können Patienten motivieren. Auch moderne Technologien wie Apps zur Medikamentenerinnerung könnten eine wertvolle Unterstützung bieten.

Health Literacy: Kompetenz macht Patienten kompetent

Neue Kompetenzen durch "teach-back" bei den Kolleg*innen verankern.

„Teach back“: Den Kollegen erklären, wie es funktioniert, ist die beste Trainingsmethode.

Studien zeigen, dass Patienten, die informierter sind, eine höhere Therapietreue aufweisen. Die „teach-back“-Methode, bei der Patienten ihr Verständnis der Anweisungen zurückgeben, kann Missverständnisse aufklären und die aktive Teilnahme fördern. Digitale Tools zur Unterstützung der Health Literacy könnten die Compliance zusätzlich verbessern.

Das Arzt-Patienten-Verhältnis

Eine positive Beziehung zwischen Arzt und Patient ist entscheidend für den Therapieerfolg. Gute Kommunikation, Empathie und die Bereitschaft des Arztes zuzuhören, sind zentrale Elemente. Auch die Transparenz, etwa durch den Zugang zu medizinischen Notizen, kann die Compliance erhöhen.

 

Digitale Geräte helfen Patienten auf ihre Gesundheit zu achten

Im Sport helfen Apps heute schon persönliche Ziele zu erreichen.

Digitale Möglichkeiten zur Unterstützung der Compliance

Digitale Technologien wie Apps und Online-Patientenportale können wertvolle Werkzeuge zur Unterstützung der Compliance darstellen. Funktionen wie Erinnerungen zur Medikamenteneinnahme oder direkte Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Patienten und Ärzten fördern die Therapietreue, insbesondere bei jüngeren Patienten.

Unterschiede zwischen Compliance in der Medizin und Psychologie

Der Begriff „Compliance“ hat in der Medizin und Psychologie ähnliche Bedeutungen, bezieht sich aber auf unterschiedliche Aspekte der Therapie. Während in der Medizin oft die Medikamenteneinnahme im Vordergrund steht, betont die Psychologie die aktive Teilnahme an Therapieprozessen. 

Zusammenfassung

Trotz zahlreicher Forschungsanstrengungen bleibt die Non-Compliance, besonders bei chronischen Krankheiten, ein großes Problem. Aktuelle medizinische Erkenntnisse bieten jedoch wertvolle Anregungen für die Corporate Compliance. Der Fokus hat sich von einem strikten Verständnis von Compliance zu einer sinnvolleren Sichtweise auf die gemeinsame Verantwortung von Patienten und Ärzten verschoben. Für Unternehmen bedeutet dies, dass Compliance-Verantwortliche zunehmend auf die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen achten müssen, um integres Verhalten zu fördern. Richtlinien in Unternehmen an Mitarbeiter mehr weitergeleitet als tatsächlich kommuniziert, also erklärt und eingeordnet werden, ist die Vorstellung einer Beziehung auf Augenhöhe, für die Gestaltung einer empfängerorientierten Kommunikation eine hilfreiche Basis. Wie erfolgreiche Compliance-Kommunikation für Mitarbeiter aussieht, habe ich hier beschrieben.

Darüber hinaus führt der Dualismus von compliant oder non-compliant in der Praxis in eine Sackgasse. Im Unternehmensalltag sind Übertretungen der Compliance-Regeln nicht immer schwarz/weiß. Abweichungen von Richtlinien durch Mitarbeiter stellen sich vielmehr graduell abgestuft dar. Die größten Herausforderungen für Führungskräfte und Mitarbeiter stellen diese „Grauzonen“ im Alltag dar. Hilfestellung beim Umgang mit Grauzonen zu geben, ist eine der wichtigsten Aufgaben von Compliance-Verantwortlichen im Unternehmen. verbessern. Für die Corporate Compliance bedeutet dies, dass Beziehung und Kommunikation zwischen Compliance Officer und Mitarbeitern einer der entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Compliance im Unternehmen ist.

Aktualisiert: 12. Oktober 2024